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Erneuerbare Energie für eine ganze Region

Sparkasse Engen-Gottmadingen begleitet »regeneratives Stadtwerk« Solarcomplex auf rasantem Wachstumskurs

Luftbild Solarpark
Mit dem Solarpark Berghof in Tengen hat Solarcomplex ein weiteres Großprojekt als Beitrag zur Energiewende realisiert.

Seit mehr als 20 Jahren ist in der Bodensee-Region ein besonderes Unternehmen mit einer besonderen Mission unterwegs: Das Bürgerunternehmen Solarcomplex mit Sitz im Landkreis Konstanz will das Gebiet zwischen Rhein und Donau bis 2030 auf regenerative Energieversorgung umstellen. Eine gewaltige Aufgabe, die sich in den vergangenen Jahren bereits gut entwickelte und durch die internationalen Ereignisse in jüngster Zeit noch einmal zusätzliche Dynamik erhielt. Die Sparkasse Engen-Gottmadingen betreut Solarcomplex von Anfang an. Welche nachhaltigen Projekte so Realität werden, zeigen zwei aktuelle Beispiele.

6.480 Module auf gut 28.000 Quadratmeter landwirtschaftlicher Fläche bedeutet erst einmal eine ertragreiche Freiflächen-Photovoltaikanlage statt ertragsarmen Grünlands. Aber es geht beim Solarpark Berghof Tengen im baden-württembergischen Landkreis Konstanz um viel mehr: ein weiteres Großprojekt von Solarcomplex mit 3,7 Megawatt Leistung als Beitrag zur Energiewende, die Umsetzung neuer Vermarktungskonzepte für die jährlich rund 4 Millionen Kilowattstunden gewonnenen Solarstrom, eine spezielle Beteiligung und nicht zuletzt einen Beleg für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Solarcomplex und der Sparkasse Engen-Gottmadingen.

Spezielles Konzept

Doch von vorn: Seit Juni 2022 ist die von Solarcomplex mithilfe einer Sparkassen-Finanzierung errichtete und betriebene Freiflächen-Photovoltaikanlage mit ihrem besonderen Konzept am Netz. Dazu gehört, dass der erzeugte Solarstrom nicht über das Erneuerbare-Energien-Gesetz vermarktet wird, sondern direkt einem großen Industriebetrieb zugutekommt, nämlich Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen. Zudem findet bei dem Park eine spezielle Beteiligung statt. Denn der Grundstückseigentümer ist nicht nur Verpächter der Flächen, sondern hat selbst in das Projekt investiert und betreibt ein Drittel davon. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Parkinvestoren freiwillig eine sogenannte Kommunalabgabe von 0,2 Cent/kWh an die benachbarte Stadt Tengen abführen. Bei 4 Millionen kWh also rund 8.000 Euro im Jahr. Ebenfalls innovativ ist die Ausrichtung der Modultische nach Ost und West statt wie bisher nach Süden. Dadurch ergibt sich über den Tag hinweg eine gleichmäßigere Erzeugung, was für eine Direktvermarktung hilfreich ist.

Für Tengen ist die Photovoltaik-Großanlage aber »nur« ein weiteres Kapitel zum Thema erneuerbare Energien. Die Kleinstadt mit rund 4.000 Bewohnerinnen und Bewohnern ist bereits seit Jahren energieautark. Dafür sorgt Photovoltaik auf städtischen Gebäuden, zwei Biogasanlagen und seit 2017 auch ein Windpark, mit denen ein Vielfaches des Energie-Eigenbedarfs abgedeckt wird. Gute Voraussetzungen für den Solarpark, der vom Gemeinderat direkt grünes Licht bekam und dank schnell erstelltem Bebauungsplan innerhalb eines knappen Jahres realisiert werden konnte.

Was in Tengen lokal bereits erreicht wurde, will Solarcomplex als »regeneratives Stadtwerk« bis 2030 für die erweiterte Bodenseeregion umsetzen. Das Bürgerunternehmen mit aktuell gut 60 Mitarbeitenden sieht sich als zentrale Kraft zum Ausbau der heimischen erneuerbaren Energien in der Region. Dafür plant, baut und betreibt Solarcomplex entsprechende Anlagen zur Strom- und Wärmebereitstellung und bietet Kapitalbeteiligungen als ökologische Geldanlage. Seit der Gründung im Jahr 2000 ist die Zahl der Gesellschafter von 20 auf fast 2.000 und das Eigenkapital von 37.500 Euro auf rund 35 Millionen Euro gewachsen. Realisiert wurden neben regenerativen Wärmenetzen in 18 Gemeinden auch Windparks mit rund 15 MW und Solarkraftwerke als Dach- und Freilandanlagen mit über 70 MW. Das Investitionsvolumen aller Projekte liegt bei über 250 Millionen Euro. Aktuell in der Projektpipeline sind weitere Windparks mit rund 50 MW und Solaranlagen mit rund 100 MW.

Kapitalerhöhung in Rekordzeit

Seit 2007 firmiert Solarcomplex als nicht börsennotierte Aktiengesellschaft. Um das dynamische Wachstum zu finanzieren, das durch die jüngsten internationalen Entwicklungen einen weiteren Schub erhalten hat, gibt das Unternehmen in unregelmäßigen Abständen Aktien aus. Anfang 2023 konnte eine Kapitalerhöhung um drei Millionen Aktien mit einem Gegenwert von rund acht Millionen Euro in einer Rekordzeit von nur sieben Wochen abgeschlossen werden.

Die Sparkasse Engen-Gottmadingen betreut Solarcomplex als Hausbank seit der Gründung im Jahr 2000 und beteiligt sich an der Finanzierung von Projekten wie dem Solarpark.

Neben Großprojekten wie dem Solarpark Berghof hat Solarcomplex 2022 mit »Solarstrom direkt« auch ein Modell für die effiziente Eigenstromversorgung von mittelständischen Unternehmen und Kommunen entwickelt. Dabei baut, finanziert und betreibt Solarcomplex die PV-Anlagen auf fremden Dächern und liefert den Strom direkt ins Gebäude. Auch hier unterstützt die Sparkasse Engen-Gottmadingen bei der Finanzierung. »Solarstrom direkt« ist besonders für Mittelständler und Kommunen interessant, die ohne eigene Investitionen günstigen Solarstrom nutzen wollen. Dabei erweist sich das Modell als Win-win-Situation für beide Seiten: Der Dacheigner erhält langfristig grünen Strom zu einem vertraglich fest vereinbarten günstigeren Preis als aus dem Netz, Solarcomplex verdient mehr als mit der normalen Einspeisevergütung.

Auf diese Weise kam beispielsweise 2023 das Unternehmen StandexMeder Electronics GmbH in Engen zu seiner Photovoltaikanlage. Ohne eigene Kosten liefern rund 800 Module einen prognostizierten Jahresertrag von circa 350.000 kWh. Damit kann das Unternehmen mehr als die Hälfte seines Strombedarfs regenerativ abdecken. Einer von vielen kleinen Schritten auf dem Weg zur weitgehend erneuerbaren Energieversorgung in der Region bis 2030, den Solarcomplex und die Sparkasse Engen-Gottmadingen gemeinsam eingeschlagen haben.

Drei Fragen an …

Frank Lammering, Vorstandsmitglied Sparkasse Engen-Gottmadingen

Frank Lammering

Herr Lammering, wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Solarcomplex?

Solarcomplex war nach Gründung im Jahr 2000 bei ihrem ersten Projekt auf der Suche nach einem Finanzierungspartner, lange bevor der Begriff Nachhaltigkeit als Herausforderung der Menschen verstanden wurde. Es war damals schwer, ein Kreditinstitut zu finden, das Photovoltaikanlagen finanzierte. Die Sparkasse Engen-Gottmadingen hat die Finanzierung gerne begleitet. Es ging um zwei Photovoltaikanlagen auf zwei Firmendächern mit insgesamt 11,4 kWp Leistung, die rund 90.000 DM gekostet haben. So begann eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung.

Was sind die besonderen Herausforderungen dabei, insbesondere durch die Grenzlage zur Schweiz?

Solarcomplex hat sich zum Ziel gesetzt, sich auf den Südwesten von Baden-Württemberg zu konzentrieren. Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien ist spätestens mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine riesig und weiter enorm gewachsen. Schon längst müssen Unternehmen wie Solarcomplex Aufträge ablehnen, weil die personellen Ressourcen dafür fehlen.

Betreuen Sie noch weitere Firmen wie Solarcomplex als Kunden, die aktiv die Energiewende vorantreiben?

Ja, tatsächlich konnten wir über Weiterempfehlungen von Solarcomplex weitere Geschäftsbeziehungen aufbauen und sehr interessante Investoren für regenerative Energieprojekte und vergleichbare Unternehmen wie Solarcomplex gewinnen.

Drei Fragen an …

Bene Müller, Vorstandsvorsitzender Solarcomplex

Bene Müller

Herr Müller, Sie sind vom Start weg in der Geschäftsführung von Solarcomplex. Was gab den Ausschlag zur Gründung?

Die Motive der Gründungsgesellschafter waren Atomausstieg, Klimaschutz und regionale Wertschöpfung durch die Nutzung heimischer statt ausländischer Energien. Wir waren sehr idealistisch und vielleicht auch ideologisch unterwegs, in manchem auch sehr naiv. Aber wir haben eine steile Lernkurve hinter uns und sind heute Profis. Das ist der Vorteil derjenigen, die früh anfangen.

Sie wollen die ganze Region bis 2030 auf regenerative Energieversorgung umstellen. Wie weit sind Sie aus Ihrer Sicht schon gekommen?

Nicht weit genug. Wenn wir die bisherige Entwicklung linear hochrechnen, verfehlen wir das Ziel bei Weitem – beim Strom, aber erst recht bei der Wärme. Aktuell gibt es zwar beim Ausbau heimischer erneuerbarer Energien eine enorme Dynamik. So stark, dass wir personell gar nicht mitkommen. Aber auch wenn man das dynamisch fortschreibt, wird es nicht reichen. Also fünf Jahre müssen wir mal mindestens noch dazugeben.

Wie wichtig ist die Kooperation mit der Sparkasse Engen-Gottmadingen, um das große Ziel zu erreichen?

Wir sind der Sparkasse Engen-Gottmadingen bis heute dankbar, weil sie uns in der Start- und Gründungsphase unterstützt hat. Es ist nicht selbstverständlich, aber von großer Bedeutung, ein Institut zu finden, das einem als absolute Neugründung Girokonten und Disporahmen einrichtet und reguläre Darlehen ausreicht. Seit dieser Anfangszeit haben wir zusammen mit der Sparkasse Engen-Gottmadingen viele Projekte mit Dutzenden Millionen Euro Investitionsvolumen umgesetzt. Im Laufe der Zeit war es dann notwendig, den Kreis der finanzierenden Banken zu erweitern, Stichwort: Klumpenrisiko. Als ich dies das erste Mal im Jahresgespräch mit dem Vorstand der Sparkasse Engen-Gottmadingen gehört habe, dachte ich, wir hätten ein medizinisches Problem. Spaß beiseite: Die Kooperation ist uns bis heute sehr wichtig.

Andrea Grusdas
»Wir sind unglaublich stolz darauf, ein Unternehmen wie Solarcomplex von Anfang an begleiten zu dürfen.«
Andrea Grusdas
Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Engen-Gottmadingen

Kurzprofil Sparkasse Engen-Gottmadingen

Die Sparkasse Engen-Gottmadingen ist fester Teil des Hegaus. In ihrem Geschäftsgebiet zwischen Donau und Rhein hat sie 170 Mitarbeitende und zehn Geschäftsstellen. Mit einer Bilanzsumme von mehr als 1,2 Milliarden Euro trägt sie wesentlich zum wirtschaftlichen Leben in der Region bei, die von der Nachbarschaft zur Schweiz geprägt ist. Nachhaltige Lösungen sind für die Sparkasse Engen-Gottmadingen eine Frage der Haltung.

StandexMeder Electronics GmbH
Der Solarkomplex-Kunde StandexMeder Electronics GmbH deckt dank »Solarstrom direkt« mehr als die Hälfte seines Strombedarfs regenerativ.

Kurzprofil Solarcomplex

Das Bürgerunternehmen Solarcomplex hat sich auf das Planen, Bauen und Betreiben von Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien spezialisiert. Schwerpunkte sind PV-Großanlagen (Dach- und Freiland), regenerative Wärmenetze und Windkraftanlagen. Als ökologisches Investment bietet Solarcomplex Kapitalbeteiligungen an diesen Anlagen an.