Aus der Scheune zum umweltfreundlichsten Outdoor-Ausrüster Europas

»Heute geht es bei der Nachhaltigkeit vor allem darum, die jetzigen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne den künftigen Generationen dabei die Lebensgrundlage zu entziehen.« So lautet eine aktuelle allgemeine Definition von Nachhaltigkeit. Genau diesen Ansatz verfolgt Vaude als Outdoor-Ausrüster für Bergsport, Radsport und Wandern und damit stark naturverbundenes Unternehmen eigentlich schon seit dem Start. Der bergsportbegeisterte Albrecht von Dewitz startet 1974 als Ein-Mann-Unternehmen in Untereisenbach, einem kleinen Weiler von Tettnang im baden-württembergischen Bodenseekreis. In den Anfangsjahren spricht noch kaum jemand von Nachhaltigkeit, aber Recycling und ökologische Produktion sind dennoch schon Thema bei Vaude. Die ganzheitliche Fokussierung auf Nachhaltigkeit leitet dann Tochter Antje von Dewitz 35 Jahre später ein, als sie 2009 die Geschäftsführung übernimmt. Für sie ist von Anfang an klar: »Die Verantwortung gegenüber Mensch und Natur nehmen wir aus voller Überzeugung an.«

»Garagen-Gründung« von Anfang an begleitet

Nachhaltiges Wachstum ist untrennbar mit einer entsprechenden Finanzierung verbunden. Mit Vaude und der Sparkasse haben dazu zwei gleichgesinnte Partner zusammengefunden. Nach dem Start mit einer kleinen Produktion in einer Scheune eröffnet Albrecht von Dewitz sein erstes Geschäftskonto im August 1974 bei der Hauptzweigstelle Tettnang der damaligen Kreissparkasse Friedrichshafen, einem Vorgängerinstitut der 2001 gegründeten Sparkasse Bodensee. Für Klaus-Dieter Schmidberger, stellvertretendes Mitglied des Vorstandes der Sparkasse Bodensee, der erfolgreiche Start einer langjährigen Beziehung: »Die Sparkasse begleitete damit aus heutiger Sicht ein klassisches Start-up als »Garagen-Gründung« bis zum heutigen Auftritt als international agierender Mittelständler.«

»Die Sparkasse begleitete aus heutiger Sicht ein klassisches Start-up als ›Garagen-Gründung‹ bis zum heutigen Auftritt als international agierender Mittelständler«

Vorher ist aber noch viel passiert: Das Angebot von Vaude trifft eine Marktlücke. Aufgrund der schnell wachsenden Umsätze – 1979 bereits 5 Millionen DM – wird der Firmenstandort im gleichen Jahr in einen Neubau nach Tettnang-Obereisenbach verlagert. Die Investition in den bis heute aktuellen Hauptsitz wird von der Sparkasse begleitet und finanziert. In der Folgezeit baut Vaude neben dem Großhandel zusätzlich auf eigene Produktionsstätten – sowohl in Deutschland als auch international. Die Wachstumskurve zeigt weiter steil nach oben und 2022 wird die 150-Millionen-Grenze überschritten. Dies bedingt entsprechend höhere Anforderungen an die Finanzierung im immer internationaleren Geschäft. Die Sparkasse nutzt daher die Kompetenz und die gute Kooperation innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe und holt in den 90er-Jahren die Landesbank, heute LBBW, mit in die Geschäftsverbindung.

Gleichzeitig setzen Albrecht von Dewitz und Vaude auch schon früh auf Nachhaltigkeit, beispielsweise 1994 mit dem Start des Ecolog-Recycling-Netzwerks zum Recycling von Outdoor-Bekleidung oder 2001, als Vaude als erster Sportartikelhersteller nach dem ökologischen Bluesign-Standard zu produzieren begann. Mit seiner regionalen Verbundenheit und der nachhaltigen Ausrichtung passt das Unternehmen laut Schmidberger perfekt zum Sparkassen-Geschäftsmodell mit seiner Konzentration auf die angestammte Heimatregion, Unterstützung der regionalen Wirtschaft und Kundennähe: »Schließlich ist nachhaltiges Wirtschaften auch Grundlage unserer mehr als 200-jährigen Historie.« Das trifft erst recht zu, als 2009 Antje von Dewitz die Nachfolge ihres Vaters antritt und die komplette Ausrichtung auf Nachhaltigkeit über alle Unternehmensbereiche hinweg einleitet: »Unser Plan war dabei, innerhalb von fünf Jahren der nachhaltigste Outdoor-Ausrüster Europas zu werden.«

Das bedeutet die Einführung einer werteorientierten Kultur, neuer Unternehmensstrukturen und die Abstimmung der Transformation mit Produzenten, Zulieferern und natürlich auch mit den Banken. Die waren zu Beginn sehr skeptisch – mit Ausnahme von Sparkasse und LBBW. Thomas Kind, LBBW-Kundenberater von Vaude, drückt es so aus: »Mich begeisterte von Anfang an die Entschlossenheit, mit der sich Vaude für Nachhaltigkeit einsetzte. Dahinter steckt echte Überzeugung.« Entschlossenheit, die schnell zu realen Ergebnissen führt: Seit 2012 sind die Firmenzentrale und alle dort hergestellten Produkte klimaneutral.

Konsortium sichert nachhaltige Finanzierung

Gleichzeitig wächst Vaude weiter. Um dieser Entwicklung auch finanziell zu entsprechen, wird aus dem Banken-Duo Sparkasse Bodensee und LBBW ein Konsortium mit weiteren Instituten und der Landesbank als Konsortialführer. Für die Finanzierung steht jetzt im Rahmen der Corporate-Sustainable-Finance-Beratung ein genau zugeschnittener Konsortialkredit im hohen zweistelligen Millionenbereich bereit, den die LBBW arrangiert und seit 2019 in einer neuen Vereinbarung fortführt. »Als großes und international tätiges Unternehmen braucht Vaude nun solche Finanzierungsmittel für die vielfältigen Investitionen und die Betriebskapital-Finanzierung«, erklärt Stefan Wund, Unternehmenskundenberater bei der Sparkasse Bodensee. »Im Kreis der finanzierenden Banken stellt die Sparkassen-Gruppe mit einem Volumen-Anteil von mehr als zwei Dritteln die wichtigste Säule dar. Die Sparkasse Bodensee ist dabei nach wie vor der größte Finanzierungspartner von Vaude.«

Von der Idee des Konsortialkredits war Erwin Gutensohn, Vaude-CFO, wegen des Aufwands anfangs wenig begeistert. Inzwischen ist die Skepsis komplett verflogen. Der Finanzchef hat so freiere Hand für Investitionen: »Dank des Konsortialkredits können wir unsere grüne Zukunft finanzieren.« Ein Ergebnis: 2015 wird Vaude als »Deutschlands nachhaltigste Marke« ausgezeichnet. Um dieses Etappenziel zu erreichen, waren vorher viele kleine Schritte nötig. Und die Reise ging weiter, immer eng begleitet von Sparkasse und LBBW. Denn zu einem nachhaltigen Unternehmen gehört viel mehr als nur die Produkte: eine Vertrauenskultur, die auch die Mitarbeiterführung prägt, Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit Betriebskindergarten und Homeoffice, Mitarbeiterbeteiligungsprogramme sowie Engagement im politischen Bereich und in Verbänden. »Vaude hat all das Schritt für Schritt umgesetzt und gezeigt, dass sich Nachhaltigkeit auch ökonomisch rentiert«, betont Gutensohn. »Dieses Know-how geben wir auch gerne an interessierte Unternehmen weiter und haben dazu 2020 als weiteren Unternehmenszweig eine eigene Vaude Academy für nachhaltiges Wirtschaften gegründet.«

Der Erfolg hält auch während oder trotz Corona an. Vaude profitiert vom Drang vieler Menschen in der Pandemiezeit, sich draußen sportlich zu betätigen. 2020 und erst recht 2021 waren für das Unternehmen sehr wachstumsstarke Jahre. Der Umsatz stieg auf mehr als 130 Millionen Euro. Seit 2022 ist Vaude mit allen seinen weltweit hergestellten Produkten klimaneutral. CO₂-Emissionen, die in der Produktion noch nicht vermeidbar sind, werden über Zertifikate kompensiert, doch mithilfe ehrgeiziger CO₂-Reduktionsziele wird dieser Anteil immer weiter verringert.

Kurzprofil Sparkasse Bodensee

Die Sparkasse Bodensee gestaltet als heimischer Finanzdienstleister die Region und die Gesellschaft vor Ort mit. Mit einer Bilanzsumme von 5,3 Milliarden Euro, knapp 700 Mitarbeitenden und 248.000 Kundinnen und Kunden präsentiert sie sich als starker Partner und ist gleichzeitig ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Nachhaltigkeit ist in der Geschäftsstrategie fest verankert.

Kurzprofil Vaude

Vaude bietet innovative und nachhaltige Produkte für den Berg- und Bikesport sowie für alle Aktivitäten in der Natur. Das süddeutsche Unternehmen ist in zweiter Generation in Familienbesitz und engagiert sich für hohe ökologische und soziale Standards entlang seiner weltweiten Lieferketten. Als nachhaltige Outdoormarke entwickeln die mehr als 650 Mitarbeitenden von Vaude Produkte und Dienstleistungen, die umweltfreundlich und fair sind.